Lunge stärken: So bereiten Sie Ihren Körper auf eine Infektion vor

Viele Menschen sind wegen des Coronavirus verunsichert. Besonders Ältere und Angehörige weiterer Risikogruppen fürchten die Infektion mit dem Virus. Sicher ist wohl, dass die Ansteckungsgefahr noch einige Monate bestehen wird. Umso wichtiger ist es jetzt, den Körper und insbesondere die Lunge zu stärken. Ärzte empfehlen, sofort mit dem Training zu beginnen und verraten einfache Tipps, um sich fit zu halten.

05.05.2020
  • Lesezeit ca. 5:30 Minuten
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    05.05.2020
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Mann spaziert durch einen Park
© Mladen Mitrinovic/www.shutterstock.com

Um sich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen, ergreifen die meisten Menschen bereits wichtige Maßnahmen. Sie halten Hygienevorschriften ein, bleiben auf Abstand, tragen neuerdings Mundschutzmasken und schränken ihre sozialen Kontakte ein. Soweit die nachweislich wirksamen Strategien, einer Ansteckung zu entgehen. Doch was, wenn es trotzdem dazu kommt? Wie kann man den Verlauf der Krankheit beeinflussen und seine Chancen erhöhen, das Coronavirus gut zu überstehen?

Das Beste aus dem Körper herausholen

Um sich gegen das Coronavirus zu wappnen, muss der Körper in seinen Optimalzustand versetzt werden, meint Lungenspezialist Michael Barczok im Interview mit FOCUS Online. Er spricht von einem persönlichen „Überlebensprogramm“, welches jeder jetzt für sich starten solle. Dabei spiele es keine Rolle, ob jemand zur Risikogruppe gehört oder vollkommen gesund ist. Den Körper zu stärken, sei jetzt für alle wichtig.

Wissenschaftlich belegt sind die Auswirkungen auf das Coronavirus zwar noch nicht. Grundsätzlich gilt aber: Je fitter und gesünder ein Mensch ist, desto milder entwickeln sich in der Regel Krankheitsverläufe. Darauf weist auch Dr. Sandra Gawehn im Gespräch mit der Apotheken Umschau hin. Die Fachärztin für Innere Medizin betont, dass trainierte Menschen sich erfahrungsgemäß besser von Lungenerkrankungen oder Operationen erholen. „Wer an Covid-19 erkrankt aber eine fitte Lunge und einen gestärkten Körper hat, könnte womöglich eher an einer Klinikeinweisung und gar an einer künstlichen Beatmung vorbeikommen.“

Man muss kein Hochleistungssportler werden

Wenn von gestärkten Körpern, fitten Lungen und dem Optimalzustand des Körpers die Rede ist, denken viele Menschen schon ans Aufgeben. Immerhin klingt all das nach Hochleistungssport, jahrelangem Training und einer Menge Disziplin. Doch der menschliche Körper lässt sich schon mit einigen einfachen Maßnahmen stärken, die auch in der Coronakrise leicht umzusetzen sind. Wenn Dr. Barczok vom Optimalzustand spricht, ist damit der individuelle Zustand des eigenen Körpers gemeint. „Im Grunde hilft jetzt alles, was unser seelisches und körperliches Befinden stärkt“, meint der Experte.

Das können Sie tun, um Ihren Körper zu stärken

Es muss also kein utopisches Leistungsziel erreicht werden – vielmehr sollte der eigene Lebensstil jetzt angepasst und optimiert werden. Und zwar ganz nach den individuellen Möglichkeiten und Grenzen. Wenn also beispielsweise die Rede vom Sporttreiben ist, kann es sich hierbei auch um einen ruhigen Spaziergang handeln. Denn was der Körper jetzt nicht benötigt, ist Überanstrengung. Bleiben Sie deshalb bei allen Tipps rund um Ihre Gesundheit immer in Ihrem persönlichen Rahmen.

1. Mit dem Rauchen aufhören

Nicht nur ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen gehören zu den Risikogruppen des Coronavirus. Auch Raucher müssen mit schweren Krankheitsverläufen rechnen. Deshalb ist es jetzt ratsamer denn je, mit dem Rauchen aufzuhören. Viele Langzeitraucher werden denken, dass es nach so langer Zeit keinen Unterschied mehr macht, ob sie weiterrauchen oder nicht. Doch besonders im Hinblick auf Corona und eine starke Lunge gilt: Jede Zigarette, die Sie rauchen, macht es dem Körper schwerer. Der Lungenbiologe Ali Ödner Yildirim erklärt gegenüber dem SPIEGEL, dass der Zigarettenrauch „die Anzahl sogenannter ACE2-Rezeptoren auf den Epithelzellen der Atemwege“ erhöht. Genau über diese Rezeptoren scheint das Coronavirus in die Zellen einzudringen.

Unser Tipp: Sehen Sie die Zigarette nicht als etwas an, auf das Sie „verzichten“ müssen und das Sie vermissen werden. Freuen Sie sich vielmehr über Ihre neue positive Einstellung zu Ihrem Körper und seien Sie dankbar, dass Sie nicht mehr rauchen müssen. Denn für viele Raucher ist der Griff zum Glimmstängel genau das: Eine routinierte Pflicht, die Ihnen eigentlich lästig ist. Konzentrieren Sie sich auf die positiven Auswirkungen – Sie werden schon nach wenigen Tagen und Wochen deutliche körperliche Unterschiede feststellen.

2. Tägliche Atemübungen

Bewusste Atemübungen können helfen, die Lunge zu stärken. Hilfreich sind sie vor allem in Kombination mit Yoga, Gymnastik oder Stretching-Übungen. Videoanleitungen gibt es im Internet viele.

Dr. Sandra Gawehn von der Rehaklinik Usedom hat ein multimediales Lungentraining für zu Hause zusammengestellt. Interessenten können es kostenlos und ganz bequem in den eigenen vier Wänden absolvieren. Hier finden Sie unter anderem Übungsvideos und Audios zur Atemtherapie im Stehen, Sitzen oder Liegen.

Wichtig: Besonders bei Älteren oder Menschen mit Vorerkrankungen gilt jedoch: Besprechen Sie die Übungen zunächst mit Ihrem Arzt und führen Sie sie nur aus, wenn sie sich gut anfühlen. Hören Sie sofort auf, wenn Sie Unbehagen oder Schmerzen verspüren.

3. Sport und Bewegung

Wer regelmäßig in Bewegung ist, stärkt den gesamten Körper. Um besonders die Lunge fit zu halten, ist Ausdauersport gefragt. Er hat den größten Effekt auf die Lunge und verbessert die Lungenfunktion insgesamt. Damit die Leistung der Lunge kontinuierlich steigen kann, ist regelmäßiger Ausdauersport wichtig. Spazierengehen, Joggen oder Fahrradfahren bieten sich zum Beispiel an.

Für ältere Menschen kommt vor allem der tägliche Spaziergang oder eine ruhige Fahrradtour infrage. Besonders effektiv ist das Ganze an der frischen Luft. Wer kann, sollte deshalb jeden Tag rausgehen – allein und mit genügend Abstand zu anderen ist das aktuell ja auch noch erlaubt. Wer dazu nicht in der Lage ist, kann sich auch in den eigenen vier Wänden fit halten. Kleine Heimtrainer und Stepper gibt es im Internet zu kaufen. Diese können Senioren zum Beispiel vor ihren Sessel stellen und dann im Sitzen „radeln“. Sie trainieren ihre Ausdauer ganz in ihrem eigenen Tempo und können dies sogar vor dem Fernseher tun.

Ähnliche Geräte gibt es auch für die Arme. Sogenannte Mobilitätstrainer werden auf dem Tisch platziert und können mit den Armen bewegt werden. Oft handelt es sich sogar um Geräte, die sowohl für die Beine als auch für die Arme geeignet sind. Neben dem Ausdauertraining ist auch das Krafttraining wichtig für die Lunge. „Ist die Muskulatur in den Schultern, an den Armen und um das Zwerchfell trainiert, trägt das zu einer guten Lungenfunktion bei“, sagt Dr. Barczok.

Wichtig: Jede Art von körperlicher Aktivität sollte nur ausgeführt werden, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen. Überanstrengen Sie sich nicht und vermeiden Sie Stoß- oder Schnappatmung. Trainieren Sie Ihren Körper und Ihre Lunge lieber in kleinen, für Sie angebrachten Schritten, aber dafür nachhaltig. Wenn Sie bereits erkrankt sind, sollten Sie sich schonen und komplett auf sportliche Aktivitäten verzichten.

4. Gesunde Ernährung fürs Immunsystem

Wichtig für das gesamte Wohlbefinden ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Sie kann das Immunsystem stärken, beim Gewichtsverlust helfen und alle Körperfunktionen positiv unterstützen. Im Alter kommt es vor allem auf eine hohe Nährstoffdichte an. Sie sollten also zu Lebensmitteln greifen, die viele gesunde Nährstoffe enthalten, aber vergleichsweise wenig Kalorien haben. Welche Lebensmittel jetzt auf Ihrem Speiseplan stehen sollten, lesen Sie in unserem Artikel So stärken Sie Ihr Immunsystem im Alter.

Lesen Sie auch: Rezepte für ein starkes Immunsystem

5. Ruhe und Gelassenheit

Auch eine positive Lebenseinstellung kann Ihnen dabei helfen, gesund zu bleiben oder Krankheiten besser zu verkraften. Das ist keinesfalls eine rein emotionale Behauptung. Dr. Sebastian Hellmann weist im Gespräch mit der Apotheken Umschau darauf hin, dass viele Patienten über Angstzustände und Atemnot klagen, obwohl sie eigentlich gesund sind.

Obwohl die aktuelle Situation außergewöhnlich und für viele Menschen stressig ist, sollte doch jeder versuchen, so ruhig und gelassen zu bleiben, wie es geht. Denn Stress setzt dem Körper zu und wirkt sich unter anderem auf das Immunsystem und die Atmung aus. Jeder muss dabei eigene Wege finden, um sich selbst zu beruhigen. Die oben erwähnten Atemübungen können zum Beispiel einen großen Teil dazu beitragen, das eigene Stresslevel unter Kontrolle zu behalten. Ansonsten gilt: Tun Sie Dinge, die Ihnen Freude machen und Sie entspannen. Gute Laune ist auch Dr. Gawehns Geheimtipp. Der Apotheken Umschau sagt sie, dass lautes Singen im Auto oder unter der Dusche nicht nur die Atmung trainiert, sondern gleichzeitig die Stimmung hebt.

Auch wichtig: Nicht einfach auf Impfungen und Medikamente verzichten

Aktuell kursieren viele Theorien, laut denen bestimmte Medikamente oder Impfungen den Verlauf des Coronavirus noch verschlechtern könnten. Wer davon verunsichert ist, sollte auf keinen Fall einfach auf die Einnahme seiner Medikamente verzichten. Halten Sie in jedem Fall Rücksprache mit Ihrem Arzt. Erkundigen Sie sich auch, welche Impfungen jetzt sinnvoll sein können, um einer eventuellen Doppelbelastung des Körpers vorzubeugen. Eine normale Grippeimpfung kann zum Beispiel verhindern, dass das Immunsystem zwei Infekte gleichzeitig bekämpfen muss.


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