Altersstarrsinn von Eltern und Verwandten – so gelingt der Umgang

Altersstarrsinn ist ein Phänomen, das durch eine Hartnäckigkeit in den Einstellungen, Verhaltensweisen und Überzeugungen älterer Menschen gekennzeichnet ist. Obwohl dieser Zustand oft als harmlos angesehen wird, kann er zu Konflikten und Spannungen innerhalb der Familie führen, insbesondere wenn es um Entscheidungen bezüglich der Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität der älteren Angehörigen geht. Woran erkennen Sie Alterssturheit und wie klappt die Interaktion mit Betroffenen? Dieser Artikel informiert.

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Spaziergang
© MirceaIancu/pixabay.com

Ist vom Altersstarrsinn die Rede, handelt es sich nicht um eine medizinische Diagnose. Vielmehr ist die Sturheit der alternden Eltern oder anderen Verwandten ein relativ natürlicher Vorgang. Sinkt die Selbstständigkeit mit dem Älterwerden, steigt üblicherweise der Frust bei Betroffenen. Damit erhöht sich das Potenzial für Konflikte. Um das individuelle Wertgefühl nicht zu verletzen, lohnt sich der Gebrauch diverser Tipps.

Umgang mit Altersstarrsinn: Was ist gemeint?

Das Leben ist für viele Menschen angefüllt mit Autonomie in jeglicher Hinsicht. Selbstständig Entscheidungen treffen, arbeiten, reisen – all das sind wesentliche Eckpfeiler des modernen Daseins. Die Unabhängigkeit ist auf dem Lebensweg essenziell für das eigene Wohlbefinden. Ändert sich die Selbstbestimmtheit mit den Jahren, ist meistens Hilfe gefragt. Viele der bisher mühelos durchgeführten Aktivitäten gelingen nicht mehr. Dieser Alterungsprozess und die damit verknüpften Veränderungen frustrieren Betroffene oft.

Die empfundene Frustration über die natürlichen Vorgänge sorgt bisweilen für mürrische Mienen. Eine stärkere Reizbarkeit bis zu aggressiv gestimmten Gemütern sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Menschen im Alter fällt es schwer, sich ihre eigenen Schwächen einzugestehen. Dadurch ist ebenso das Bitten um Hilfe schwierig. Bekommen Betroffene zusätzlich das Gefühl, bevormundet zu werden, sind zwischenmenschliche Spannungen nicht fern. Erwachsene Kinder sehen sich oftmals mit dem Eindruck konfrontiert, gegen eine Wand zu reden. Das vermeintlich sture Verhalten der Eltern gilt dann als altersstarrsinnig. Eine feinfühlige Kommunikation ist in solchen Lebenslagen entscheidend.

Alterssturheit erfassen: Was sagt die Medizin?

Die Sturheit im Alter zählt nicht als Diagnose. Altersstarrsinn ist keine Krankheit. Vielmehr ist starrsinniges, grantiges Verhalten ein Teil der natürlichen körperlichen und geistigen Veränderung. Der Mensch reagiert auf den Wandel mehrheitlich gefühlsbetont: Unzufriedenheit, Verzweiflung, Traurigkeit, Hilflosigkeit oder Wut treten häufig auf.

Dabei ist der Mensch von Natur aus anpassungsfähig. Drastische Veränderungen sind in frühen Lebensjahren durchaus leicht zu verkraften. Das ändert sich erst mit dem Alter. Schwierigkeiten bei der Adaption neuer Lebenssituationen führen bei Personen im Rentenalter zu vielfältigen Reaktionen. Sie lehnen Hilfsangebote und gutherzig gemeinte Ratschläge rigoros ab.

Aber Achtung: Eine Demenzerkrankung geht anfänglich mit Verhaltensänderungen und gesteigerter Vergesslichkeit einher. Dabei rechtfertigt der Starrsinn im Alter keineswegs eine übereilte Diagnose. Vielmehr gilt es, die Wesensänderungen ärztlich zu besprechen. Darauf aufbauend ist eine gezielte Beratung und Diagnostik machbar, sodass zeitnah Klarheit herrscht. Weist der Altersstarrsinn tatsächlich auf den Beginn einer Demenz hin, existieren inzwischen viele Optionen zur Behandlung. Sie verlangsamen das Fortschreiten des geistigen Verfalls. Was können Angehörige unternehmen, um mit den alterssturen Reaktionen der betagteren Generation besser umzugehen?

Kommunikation mit starrsinnigen Älteren

Eine angemessene Interaktion ist fundamental für den Umgang mit Altersstarrsinn. Feinfühlige Gespräche gelten hierbei als hilfreich. Angehörige nehmen sich die sturen, mürrischen oder cholerischen Reaktionen idealerweise nicht zu Herzen. Vielmehr lohnt es sich, sich in die Lebensrealität der jeweiligen Person hineinzuversetzen. Das erhöht das Verständnis. Empathisch geführte Dialoge ermöglichen den Blick auf neuartige Wege und Perspektiven. Das gilt für Betroffene ebenso wie für Angehörige.

In manchen Konstellationen kommt es vor, dass sich die Fronten verhärten. Das geschieht beispielsweise, wenn sich altersstarrsinnige Menschen bevormundet und übergangen fühlen. Diese schwierigeren Sachlagen lassen sich unter Umständen durch nicht betroffene, externe Helfer lösen. Das sind zum Beispiel Mitarbeitende im Pflegedienst, der Hausarzt oder eine andere ehrenamtlich agierende Person. Solche Hilfspersonen sind nicht unmittelbar in dem Konflikt involviert. Sie betrachten den ernsten Fall neutral von außen. Durch den Wegfall aufgeheizter Emotionen sind Außenstehende fähig, objektiv Lösungen anzubieten.

Tipps für mehr Empathie bei Alterssturheit

Damit sich zwischenmenschlich keine Gräben auftun, helfen diverse Anregungen weiter. Sie ermöglichen Angehörigen ein angepasstes Verhalten und gesteigertes Verständnis. Dadurch treten sie mit altersstarrsinnigen Personen zielführend in einen Dialog. Solche einfühlsamen Gespräche berücksichtigen die jeweiligen Bedürfnisse und Wünsche, ohne alterssture Senioren zu bevormunden. Folgende Ratschläge können weiterhelfen:

  • Perspektivwechsel: Nehmen Sie die Perspektive von Betroffenen ein! Wie empfänden Sie die Situation?
  • Distanz: Nehmen Sie den Starrsinn nicht persönlich!
  • Wortwahl: Vermeiden Sie den plumpen, oft verletzenden Hinweis auf die physischen oder psychischen Einschränkungen!
  • Fragen stellen: Nutzen Sie gewisse Fragestellungen, ohne die Hilfsbedürftigkeit zu unterstreichen (Beispiel: Warum möchte die Person weiterhin selbst Autofahren? Warum lohnt sich keine Hilfe im Haushalt?)
  • Betonung auf Leichtigkeit: Weisen Sie gezielt darauf hin, dass die zusätzliche Hilfestellung im Alltag keine Belastung ist!

Fazit: Altersstarrsinn begreifen – Optionen zur Unterstützung

Alterssturheit stellt oftmals einen belastenden Zustand in Familien dar. Sind starrsinnige Menschen im Alter mürrisch, reizbar oder unbeherrscht, ist Hilfe gefragt. Obwohl es keine Krankheit darstellt, deuten drastische Wesensänderungen mitunter auf eine Demenzerkrankung hin. Wer solche natürlichen Verhaltensänderungen unpersönlich auffasst, kann für die nötige Unterstützung sorgen. Eine taktvolle Kommunikation ist hierbei wesentlich. Sind die Fronten trotz allem verhärtet, helfen externe Personen (Hausärzte, Ehrenamtliche, Pflegekräfte) neutral weiter.


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