Rollstuhl auf Rezept: Wie es funktioniert

Für manche Menschen kommt irgendwann der Moment, in dem die Notwendigkeit besteht, auf einen Rollstuhl zurückzugreifen. Häufig stellt sich dann aber die Frage: Woher bekommt man einen Rollstuhl und wer übernimmt die entstehenden Kosten?

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Mann im Rollstuhl mit Frau
© Lucky Business/www.shutterstock.com

Für gewöhnlich übernehmen die Krankenkassen den Hauptteil der Kosten, sofern gewisse Bedingungen erfüllt sind. Eine dieser Bedingungen ist eine ausgestellte Verordnung des Arztes – ähnlich einem Rezept –, welche die Notwendigkeit des Rollstuhls für den Patienten belegt. Für Menschen mit Gehbehinderung ist ein Rollstuhl nicht selten eine große Hilfe und Erleichterung, die es erlaubt, Aufgaben des Alltags ohne große Schwierigkeiten zu bewältigen und mobil zu bleiben. Wird der Rollstuhl wirklich benötigt, lässt sich dafür ein Rezept ausstellen, sodass die Krankenkasse die entstehenden Kosten dafür übernimmt.

Wofür benötigen Sie den Rollstuhl?

Bevor Sie sich mit der Anschaffung eines Rollstuhls beschäftigen, sollte darüber nachgedacht werden, welchen Nutzen dieser für Sie haben soll und für welchen Zeitraum Sie diesen verwenden möchten. Vielleicht benötigen Sie den Rollstuhl lediglich für einen vorübergehenden Zeitraum, zum Beispiel nach einer Operation oder einer Beinverletzung. Oder die Einschränkung Ihrer Gehfähigkeit ist dauerhaft geschädigt, sodass die Mobilitätshilfe womöglich lebenslang verwendet werden muss.

Je nach Ursache und Dauer der Einschränkung kommen nämlich teilweise grundverschiedene Rollstuhlmodelle infrage. Informieren Sie sich also am besten schon ein wenig vor dem eigentlichen Arztbesuch, sodass dieser dann ein Rezept ausstellen kann, das Ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht. Dabei sollten Sie darauf achten, dass eine sogenannte Hilfsmittelnummer vorhanden ist.

Worum handelt es sich bei der Hilfsmittelnummer?

Die Hilfsmittelnummer ist ein guter Richtwert für die hohe Qualität eines Rollstuhls. Hilfsmittelnummern werden durch den Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV) verteilt, und zwar lediglich an medizinische Produkte, die gewisse Kriterien in Bezug auf ihre Funktion, Sicherheit und Einsatzgebiete erfüllen. Entscheiden Sie sich für ein Modell, das mit einer Hilfsmittelnummer gekennzeichnet ist, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit enorm, dass die Krankenkasse die entstehenden Kosten vollständig übernimmt.

Ein genauer Blick lohnt sich also bereits bei der Auswahl des Modells.

Der Besuch beim Arzt

Selbstverständlich stellen Sie sich im nächsten Schritt bei Ihrem Arzt vor und besprechen mit ihm den Wunsch und die Notwendigkeit eines Rollstuhls. Dieser wird Ihnen im nachfolgenden Verlauf ein Rezept ausstellen, mit dessen Unterstützung Sie zu Ihrer Mobilitätshilfe kommen. Dabei kann es nützlich sein, dem Arzt bestimmte Details zu nennen, welche auf dem Rezept stehen sollen. Je detaillierter die Angaben sind, die Sie machen, desto sicherer gelangen Sie an das gewünschte Modell. So sollte unter anderem die Hilfsmittelnummer Ihrer Auswahl auf dem Rezept notiert werden. Scheuen Sie sich nicht, so genaue Angaben wie möglich zu machen, es geht schließlich um Ihre Mobilität.

Das Einlösen des Rezeptes

Erkundigen Sie sich nun bei Ihrer Krankenkasse, ob diese eine Kooperation mit gewissen Sanitätshäusern unterhält. Falls ja, dann sind auch Sie an diese und deren Produktauswahl gebunden. Je nach Notwendigkeit können Sie sich für eines der zahlreichen Modelle entscheiden. Für gewöhnlich übernimmt die Krankenkasse nur die Kosten eines Rollstuhls, wenn dieser genau Ihren Anforderungen entspricht. Höherwertige Modelle werden nur in Höhe Ihres tatsächlichen Anspruchs erstattet.

Besteht keine Kooperation Ihrer Krankenkasse mit einem Sanitätshaus, haben Sie freie Wahl und können sich unter anderem im Internet nach einem Modell Ihrer Vorstellung umsehen. Vergessen Sie aber auch hier nicht, dass lediglich die Kosten übernommen werden, die Ihrem Anspruch und der auf dem Rezept dargelegten Notwendigkeit entsprechen.

Sobald Sie das Rezept an den entsprechenden Händler weitergeleitet haben, erstellt dieser relativ schnell einen Kostenvoranschlag und sendet sowohl diesen als auch das Rezept zu Ihrer Krankenkasse. Wurden alle Vorgaben eingehalten und die Notwendigkeit erkannt, kommt die positive Entscheidung der Krankenkasse nach relativ kurzer Zeit, sodass Sie auch den entsprechenden Rollstuhl schnell erhalten.

Welches Rollstuhlmodell steht Ihnen zu?

Da die Preise für Rollstühle zwischen 100,- und mehreren Tausend Euro variieren können, versteht es sich von selbst, dass die Krankenkassen nur bestimmte Modelle finanzieren. Grundsätzlich sind diese dazu angehalten, auf die kostengünstigsten Modelle zurückzugreifen, die allerdings Ihren notwendigen Ansprüchen entsprechen.

Im Klartext bedeutet das, dass Sie pauschal keinen Anspruch auf ein fabrikneues Modell haben, solange Ihnen ein gebrauchtes Modell zur Verfügung steht, das Ihren individuellen Bedürfnissen entspricht und sowohl hygienisch als auch funktional in einwandfreiem Zustand ist. Modelle, die nicht notwendige Extraausstattung beinhalten, werden für gewöhnlich nicht vollständig übernommen.

Wichtig für Sie ist also, dass Sie sich bewusst darüber sind, welche Funktionen der Rollstuhl auf jeden Fall enthalten muss und dies auch mit Ihrem Arzt kommunizieren. Je mehr Details auf dem Rezept vorhanden sind, desto mehr wird die Krankenkasse auch übernehmen.

Rollstuhl kaufen und Rezept nachträglich einreichen – ist das möglich?

Selbstverständlich können Sie sich auch dafür entscheiden, einen Rollstuhl zu kaufen, bevor Sie das Rezept dazu erhalten haben. Das kann allerdings mit einem gewissen Risiko verbunden sein. Sollten Sie sich zum Beispiel für ein Modell entscheiden, das Ihre Anforderungen übersteigt, werden womöglich nicht alle Kosten übernommen.

Auch hier sollten Sie sich also besser im Voraus mit der Krankenkasse und dem Arzt in Verbindung setzen, sodass diese zumindest Bescheid wissen. Die entstehenden Kosten legen Sie vor und reichen dann die Rechnung und das später erhaltene Rezept bei der Krankenkasse ein.

Einen Rollstuhl auf Rezept zu erhalten, ist gar nicht so schwierig, wenn sich frühzeitig und verantwortungsbewusst darum gekümmert wird. Besprechen Sie auftretende Problematiken optimalerweise direkt mit Ihrem Arzt und Ihrer Krankenversicherung.


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