Medikamente vor Hitze schützen: Worauf kommt es an?

Sommerhitze beeinflusst den körpereigenen Kreislauf – und die Wirkung von Medikamenten. Wie sind Arzneien zu lagern, damit sie uneingeschränkt wirken? Was ist bei Sonneneinstrahlung und Wärme zu beachten? Das verrät dieser Artikel.

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Apotheker, der einen Kapselsatz für Medikamente in der Hand hält
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Medikamente sind in unterschiedlichen Darreichungsformen erhältlich: Tabletten, Dragees, Salben, Cremes, Tropfen, Säfte, Zäpfchen – der pharmazeutische Markt ist gigantisch. Viele Arzneimittel sind bei der sogenannten Zimmertemperatur unkompliziert lagerfähig. Das Temperaturspektrum rangiert dabei zwischen 15 und 25 Grad Celsius. Allerdings brauchen manche Mittel eine gute Kühlung. Eine der bekanntesten Arzneien, für die die Kühlschranktemperatur notwendig ist, ist Insulin. Doch worauf kommt es im Sommer an, wenn die Hitze und Sonneneinwirkung Räume aufwärmen? Wenn viele Menschen reisen, womöglich bei warmen Temperaturen im Stau stehen?

Warum ist es wichtig, Arzneimittel vor Wärme zu schützen?

Tabletten und Dragees sind in der Regel wärmeresistenter im Vergleich zu Salben, Säften oder Zäpfchen. Die Medikamente in weicher oder flüssiger Form sollten daher unbedingt vor Sonne und Hitze geschützt werden, um Veränderungen in der Wirksamkeit und Wechselwirkungen zu verhindern.

Wärmeregulation des Körpers durch Medikamente verändert

Einige Pharmazeutika können den natürlichen Wärmeregulationsmechanismus beeinflussen. Die Folge dieser Wirkung: Wir schwitzen weniger. Das mag bei bestimmten Erkrankungen hilfreich sein. An warmen Tagen geht dies allerdings mit Risiken einher. Der Organismus heizt sich schneller auf, der Körper hat praktisch Fieber. Eine derartige Überwärmung belastet daher besonders ältere Mitmenschen, aber auch jüngere Generationen sind davon betroffen.

Wechselwirkungen durch Wärme

Wechselwirkungen sind ebenfalls ein großes Problem bei Wärme und falscher Lagerung von Medikamenten. Wärme oder Hitze steigert beispielsweise die blutdrucksenkenden sowie entwässernden Wirkungen von Medikamenten. Das kann zu diversen gesundheitlichen Beschwerden und Gefahren führen. Die Probleme reichen von Kopfweh über Schwindel bis zu Verwirrung oder einer Bewusstlosigkeit.

Antihistaminika, Schilddrüsenpräparate oder Antidepressiva: Bei Hitze verändert sich gegebenenfalls die Wirkung oder Wirksamkeit der Medikamente. Das verstärkt bei Betroffenen unter Umständen die zugrunde liegenden Beschwerden. Schlimmstenfalls büßen Arzneimittel ihre vorgesehene Wirksamkeit komplett durch die Hitze ein.

Nicht zuletzt spielt die Entwässerung für die Nieren eine beachtliche Rolle. Wer dehydriert, riskiert ein Versagen der blutreinigenden Organe. Das ist speziell im Alter eine wichtige Thematik, da ältere Menschen oft weniger Durst empfinden. Eine weitere Wechselwirkung aufgrund von Wärme kann eine erhöhte Empfindlichkeit der Haut sein. Dies ergibt sich vornehmlich bei gewissen Antibiotika oder Herzmedikamenten. Doch auch natürliche Präparate wie das bekannte Johanniskraut können mit einer solch gesteigerten Lichtempfindlichkeit aufwarten.

Medikamente bei Hitze richtig lagern – so geht’s!

Demnach ist es wichtig, an heißen Sommertagen sämtliche Medikamente kühl aufzubewahren. Wer nun denkt, das Eisfach wäre ideal, täuscht sich allerdings. Frostige Temperaturen beeinträchtigen manche Wirkungen ebenso wie die sommerliche Hitze. Das bedeutet, Präparate auf Eiweißbasis und etliche pflanzliche Arzneimittel gehören besser in den Kühlschrank. Um zweifelsfrei Klarheit zu bekommen, sind die Hinweise zur Aufbewahrung grundsätzlich auf den Verpackungen und Beipackzetteln der jeweiligen Arzneien vermerkt.

In den meisten Fällen liegt die passende Temperatur zum Lagern von Arzneimitteln zwischen 15 und 25 Grad. Für diese gängigen Arzneien genügt im Sommer das Aufbewahren im geschlossenen Schrank. Manche Medikamente benötigen dagegen eine durchgängige Kühlung in einem Bereich zwischen 2 und 8 Grad – und das erreicht normalerweise der Kühlschrank.

Kühlbedürftige Pharmazeutika sollten auch auf dem Transportweg einer ausreichenden Kühlung ausgesetzt sein. Wer auf Reisen oder im Auto unterwegs ist, kann für die Kühlung Kühlakkus aus dem Gefrierfach benutzen. Verzichten Sie aber auf den Direktkontakt zwischen Medizin und Kühlakku! Wickeln Sie Arzneien stattdessen in ein zusätzliches Handtuch, das als Kältepuffer fungiert. Im Auto lohnt sich außerdem die Fläche unter dem Vordersitz als ein möglichst kühler Aufbewahrungsort.

Das Badezimmer oder die Küche gelten im Übrigen als denkbar ungünstigste Lösung, um Medikamente aufzubewahren. Die beiden Räume weisen üblicherweise eine höhere Luftfeuchte und Wärme als andere Zimmer auf. Das gilt speziell im Bad. Durch das Duschen entsteht Wasserdampf. Zugleich ist der Raum oft wärmer temperiert. Das ist für die Aufbewahrung der Medikamente keine gute Kombination. In Küchen sind Dämpfe und Hitze ebenfalls entscheidende Faktoren. Kühle und trockene Räume eignen sich deutlich besser für die Medikamentenlagerung im Haus (Beispiel: Keller, geschlossene Schränke in Wohn- und Schlafräumen).

Zusatz-Hürden im Sommer: Versandhandel und Kontrollen

Werden Medikamente verschickt, gehören seit 2020 Temperaturkontrollen zum Prozedere dazu – auch für Arzneien aus dem EU-Ausland nach Deutschland. Solche Kontrollen sind jedoch keineswegs obligatorisch. Daher besteht stets das Risiko, dass sich warme Sommertage beim Transport negativ auf die Medikamente auswirken. Das betrifft insbesondere jenen Versandhandel, der Landesgrenzen überschreitet. Längst kritisiert die Bundesapothekerkammer die laschen Kontrollvorgaben. Um die Qualität und Wirksamkeit der Pharmazeutika zu gewährleisten, könnten Krankenkassen stichprobenartige Kontrollen vornehmen – das ist jedoch ein Thema der Gesetzgebung. Für Verbraucher gilt vordergründig: hitzegeschädigte Medikamente besser nicht verwenden! Betroffene Arzneien können beispielsweise die Folgenden sein:

  • geschmolzene und erneut ausgehärtete Zäpfchen
  • direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzte Asthmasprays
  • ungekühltes Insulin
  • ungekühlte Augentropfen

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