Preha vor der OP: Eine Stärkung für Körper und Geist

Generell gilt: Wer sich fit hält, der ist im Normalfall widerstandsfähiger, gesünder und erholt sich schneller von körperlichen Strapazen. Diesen Vorteil macht sich die sogenannte „Preha“ zunutze. Preha, also die „Prehabilitation“ macht im Prinzip dasselbe wie die altbekannte Reha, also die Rehabilitation auch, nur ist der angewandte Zeitpunkt ein anderer. Preha findet nämlich vor der Operation statt, im Idealfall zwei bis vier Wochen vor dem geplanten Eingriff. Ziel ist es, den Patienten im Voraus so fit wie möglich zu machen. Dies geschieht durch regelmäßige Trainingseinheiten in der Phase vor der Operation.

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Seniorin beim Nordic Walking
© Robert Kneschke/www.shutterstock.com

Womöglich fragt sich nun der ein oder andere künftige Patient, wofür Fitnesstraining gerade vor einer Operation gut sein soll. Belasten die regelmäßigen Einheiten nicht die Gelenke, das Herz-Kreislaufsystem und den gesamten Körper, der doch eigentlich geschont werden sollte? Schonung braucht der Körper vor allem nach dem Eingriff, das ist klar. Die Zeit davor sollte allerdings besser genutzt werden, nämlich indem man den Körper stärkt. Studien, die am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführt wurden, ergaben nämlich, was eigentlich klar ist: Fitte Patienten überstehen Operationen besser und überleben auch eher schwerwiegende Eingriffe als weniger fitte Patienten. Die Bandbreite hierbei reicht vom orthopädischen Bereich, bis hin zu herzchirurgischen Operationen und komplizierten Tumoreingriffen oder Lungenoperationen.

Dementsprechend ist das grundlegende Ziel der Preha, den Patienten in dem zur Verfügung stehenden Zeitraum so fit wie möglich zu machen. Je nachdem, welcher Eingriff bevorsteht, werden die Übungen ausgewählt, die am besten zur Situation des Patienten passen. Immer miteinbezogen wird allerdings das Herz-Kreislaufsystem, wodurch eine generelle Leistungssteigerung des Patienten erzielt werden soll. Auch sollen Belastbarkeit und Stressresistenz durch die Trainingseinheiten erhöht werden.

Ein Vorsprung für den Körper und die Seele

Der Körper solle keinesfalls „kalt“ in die Operation starten, sondern durch das Training einen gewissen „Vorsprung“ erhalten und der Trainingseffekt seine Wirkung erzielen. Trainingseffekt bedeutet hier natürlich nicht, dass während des Eingriffs Bewegungsabläufe durchgeführt würden, die vorher trainiert wurden. Mit Trainingseffekt ist hier die Widerstandskraft gegenüber der Belastung während der Operation sowie während des Heilungsprozesses gemeint. Nicht selten kommt es vor, dass die psychische Verfassung von Patienten durch lange Inaktivität vor der Operation negativ beeinflusst wird. Patienten fühlen sich leistungsschwächer, erschöpft und alles andere als belastbar. Regelmäßige Trainingseinheiten können auch hier einen positiven Einfluss ausüben.

Wie sind die Trainingseinheiten aufgebaut?

Der Fokus liegt hier vor allem darauf, dosierte Reize zu setzen, die den Körper des Patienten zwar fördern und fordern, doch keinesfalls überlasten. Während eine zu hohe Trainingsintensität das Immunsystem kurzfristig schwächen kann, führt der Einsatz dosierter Reize und moderater Intensität zu einer dauerhaften Stärkung dessen. Im Normalfall durchläuft der Patient ein Zirkeltraining, das in verschiedene, individuell angepasste Stationen, aufgeteilt ist. Dieses lässt sich zum Beispiel in folgende Unterkategorien separieren:

Alle Trainingsprogramme besitzen zwar einen gemeinsamen Kern, doch unterscheiden sie sich in ihrer Ausführung in den verschiedenen Übungen und Intensitäten.

Preha zur Linderung von Schmerzen

Vor allem in Bezug auf Muskeln, Sehnen und Bänder, die sich um die Hüfte herum befinden, welche vor einem Hüftgelenkersatz steht, kann Preha bereits vorhandene sowie Schmerzen nach der Operation lindern. Außerdem lassen vorhandene Schmerzen schneller nach und die Mobilität des Patienten nimmt schneller wieder zu. Im Durchschnitt sind die Patienten mit Training vor der Operation bis zu 12 Wochen früher wieder komplett fit und genesen, als diejenigen ohne entsprechendes Training.

An wen kann man sich bei Interesse wenden?

Wichtig ist, dass die behandelnde Ärztin oder der Arzt auf entsprechende Maßnahmen angesprochen wird. Folgende Fragen können dabei gestellt werden:

  • Wie kann ich mich am besten auf die Operation vorbereiten?
  • Ich möchte möglichst fit in die OP gehen, was kann ich tun?
  • Gibt es bestimmte Angebote, die ich wahrnehmen kann?

Des Weiteren besteht natürlich die Möglichkeit, eine sportmedizinische Praxis aufzusuchen. Im Normalfall zahlt die Krankenkasse einen sportmedizinischen Check, aus dem sich ein individuelles Sport- und Bewegungsprogramm ableiten lässt. Sollten dabei bestimmte Mängel oder Defizite festgestellt werden, können ambulante Reha-Maßnahmen verschrieben werden. Diese können dann effektiv als Preha genutzt werden.

Preha-Maßnahmen sind zwar noch kein Standard, doch ist die daraus resultierende positive Wirkung unbestritten, weswegen sich das Einholen von Informationen für Jedermann lohnt. Ganz gleich, welche Art von Eingriff oder Operation bevorsteht, eine stabile und gesunde Grundfitness schadet nicht und kann sogar bei schwerwiegenden Eingriffen die Erfolgsaussichten massiv erhöhen.


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