Warum die Pflegeversicherung immer teurer wird

Die Pflegeversicherung ist mit all ihren Leistungen und Zuschüssen eine echte Erleichterung für Menschen, die plötzlich zum Pflegefall werden und finanzielle Unterstützung benötigen. Aber um die gesetzliche Versicherung steht es schlecht – aktuelle Studien zeigen, dass die Schulden hoch sind. Zukünftigen Beitragszahlern drohen höhere Kosten und weniger Leistungen.

06.05.2019
  • Lesezeit ca. 2:30 Minuten
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    06.05.2019
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Geldscheine
© martaposemuckel/pixabay.com

Die gesetzliche Pflegeversicherung gibt es seit 1995, also fast seit 25 Jahren. Genau wie bei der Renten- oder Arbeitslosenversicherung zahlt jeder Arbeitnehmer automatisch Beiträge in die Versicherung ein und erhält im Ernstfall Leistungen der Pflegekasse, die je nach Pflegegrad variieren.

Lesen Sie auch: Was zahlt die Pflegekasse bei welchem Pflegegrad?

Obwohl die Beiträge der Versicherten für beachtliche Einnahmen sorgen, kommen sie nicht an die Ausgaben heran. Hochrechnungen zufolge hat die Pflegeversicherung in ihrer 25-jährigen Existenz implizite Schulden in Höhe von 435 Milliarden Euro aufgebaut.

Beiträge könnten um mehr als die Hälfte steigen

Zwei neue Studien des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP) zeigen jetzt, dass der Beitragssatz für die gesetzliche Pflegeversicherung zwangsläufig steigen wird. Bis zum Jahr 2040 hat das Institut eine Erhöhung auf mindestens 4,1 Prozent berechnet. Damit wären die Beiträge um mehr als ein Drittel gestiegen. Diese Hochrechnung ergibt sich lediglich aus dem demografischen Wandel, also dem immer höher werdenden Alter der Gesellschaft.

Sollten sich außerdem Einnahmen und Ausgaben so entwickeln wie in den vergangenen 20 Jahren, halten die Studienautoren sogar einen Anstieg auf 7,9 Prozent für möglich. Zum Vergleich: Heute liegt der Beitrag bei 3,05 Prozent für Eltern und 3,3 Prozent für Kinderlose.

Höhere Beiträge und weniger Leistungen?

„Die zu erwartenden steigenden Beitragssätze und die bereits jetzt vorhandene hohe implizite Verschuldung sind eine zunehmende Belastung der jüngeren Generation“, werden die Studienautoren in einem Bericht von FOCUS Online zitiert. Denn zukünftige Beitragszahler seien nicht nur von deutlich höheren Steuer- und Sozialabgaben betroffen, sondern müssten auch mit dem Risiko von Leistungskürzungen rechnen. Sie würden damit also mehr in die Versicherung einzahlen, gleichzeitig aber weniger Leistungen erhalten und im Falle einer Pflegebedürftigkeit höhere Eigenanteile zahlen müssen.

Ausgaben steigen weiter

Die Studie zeigt auf „erschreckende Weise, dass eine Kostenlawine auf die Solidargesellschaft zurollt“, sagt der stellvertretende FDP-Fraktionschef Michal Theurer dem Handelsblatt. Und auch das Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht Zahlen, die keinen allzu positiven Ausblick erlauben. Demnach lagen die Ausgaben der Pflegeversicherung im Jahr 2017 bei 38,52 Milliarden Euro, während sie 2016 noch 31,00 Milliarden Euro betrugen. Zehn Jahre zuvor, also 2007, beliefen sich die Ausgaben auf 18,34 Milliarden Euro. Innerhalb von 20 Jahren sind die also um mehr als 20 Milliarden Euro gestiegen.

Zwar steigen auch die Einnahmen aufgrund höherer Beitragszahlungen. Allerdings nicht in ausreichendem Umfang. Im Jahr 2018 musste die gesetzliche Pflegeversicherung ein Minus von 3,5 Milliarden Euro verbuchen. Und ein Ende ist nicht in Sicht – die Ausgaben steigen weiter. In Zukunft sollen zum Beispiel Altenpflegekräfte mehr verdienen und nach Tarifverträgen bezahlt werden. Allein dadurch sollen pro Jahr 1,4 bis 5,2 Milliarden Euro anfallen.

Pflegeversicherung an finanzieller Grenze?

Gesundheitsminister Spahn (CDU) hat erst zu Beginn des Jahres den Beitragssatz zur gesetzlichen Pflegeversicherung angehoben, um die Finanzierung zumindest vorläufig zu sichern. „Wenn die Beiträge nicht immer weiter steigen sollen, dann wird man auch über andere Finanzierungsmodelle diskutieren müssen“, wird er in mehreren Medienberichten zitiert. Inwieweit diese Beitrags- und Steuerzahler entlasten können, bleibt abzuwarten.

Private Pflegeversicherung gibt mehr Sicherheit

Wer nicht vom finanziellen Zustand der gesetzlichen Pflegeversicherung und von politischen Entscheidungen abhängig sein möchte, kann zusätzlich eine private Pflegeversicherung abschließen. Versicherte sind somit abgesichert und müssen im Ernstfall keine hohen Eigenkosten stemmen. Wichtig ist eine ausführliche Beratung, damit eine geeignete Police gefunden wird, die sich auch lohnt. Verbraucherzentralen können bei der Suche helfen.


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