Pflegegrad bei Krebserkrankung: So erhalten Sie Unterstützung

Eine Krebsdiagnose bedeutet oft einen massiven Einschnitt ins Leben. Betroffene sehen sich plötzlich nicht nur mit medizinischen Behandlungen wie Chemotherapie oder Bestrahlung konfrontiert, sondern auch mit erheblichen Einschränkungen im Alltag. Die Krankheit kann dazu führen, dass grundlegende Tätigkeiten wie das Anziehen, Essen oder die Körperpflege schwerfallen. Hinzu kommen oft starke Erschöpfung, Schmerzen und psychische Belastungen, die es unmöglich machen, den Alltag selbständig zu bewältigen. In solchen Situationen bietet der Pflegegrad eine notwendige und wertvolle Unterstützung.

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Hand von Seniorin wird gehalten
© sabinevanerp/pixabay.com

Nicht jede Krebserkrankung führt automatisch zu einem Pflegegrad. Entscheidend ist, wie stark die Krankheit die Selbstständigkeit beeinträchtigt und ob die Pflegebedürftigkeit voraussichtlich länger als sechs Monate andauert. Besonders aggressive Krebsarten, fortgeschrittene Tumorstadien oder belastende Therapien können dazu führen, dass Betroffene auf dauerhafte Hilfe angewiesen sind. Der Pflegegrad hilft dabei, die notwendige Unterstützung sicherzustellen – sei es durch finanzielle Mittel, Sachleistungen oder praktische Hilfen im Alltag.

Was ist Krebs?

Krebs ist eine Erkrankung, bei der sich Zellen unkontrolliert vermehren und gesunde Gewebe angreifen. Es gibt mehr als 200 verschiedene Krebsarten, darunter Brustkrebs, Lungenkrebs, Darmkrebs und Prostatakrebs, die zu den am weitesten verbreiteten gehören. Diese Erkrankungen unterscheiden sich in ihrem Verlauf, ihrer Aggressivität und den Therapiemöglichkeiten. Während einige Krebsarten langsam wachsen und gut behandelbar sind, führen andere zu raschen und umfassenden Einschränkungen des Körpers.

Häufige Symptome und Belastungen bei Krebspatienten

Neben der medizinischen Diagnose bringt Krebs viele Herausforderungen mit sich. Häufige Symptome umfassen:

  • Chronische Schmerzen
  • Erschöpfung (Fatigue)
  • Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit
  • Angst
  • Depression
  • Soziale Isolation

Wie beeinflusst Krebs den Alltag?

Krebserkrankungen können je nach Art und Stadium gravierende Folgen für die Selbstständigkeit haben. Neben den direkten Symptomen wie Schmerzen oder Organfunktionsstörungen kommen oft Nebenwirkungen von Behandlungen wie Chemotherapie, Bestrahlung oder Immuntherapie hinzu. Diese können zu starker Erschöpfung, Übelkeit und Infektanfälligkeit führen. In solchen Situationen ist oft eine umfangreiche Betreuung notwendig, um den Alltag zu bewältigen. Dies kann von einfacher Hilfe im Haushalt bis hin zu intensiver Pflege reichen.

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Was bedeutet der Pflegegrad konkret bei Krebserkrankungen?

Der Pflegegrad wird anhand eines Punktesystems ermittelt, das verschiedene Bereiche der Selbstständigkeit bewertet. Zu den zentralen Kriterien zählen:

  • Mobilität: Kann die Person sich eigenständig bewegen oder beispielsweise Treppen steigen?
  • Kognitive und kommunikative Fähigkeiten: Liegt eine Verwirrtheit oder Einschränkung in der Kommunikation vor?
  • Versorgung im Alltag: Benötigt die Person Hilfe bei der Körperpflege, beim Essen oder bei der Medikamenteneinnahme?

Insbesondere bei Krebserkrankungen spielen auch therapiebedingte Einschränkungen eine wichtige Rolle. Beispielsweise kann es sein, dass eine Chemotherapie zu Übelkeit, Schwäche oder Infektanfälligkeit führt, was die Alltagsbewältigung erheblich erschwert. So berichten viele Betroffene, dass selbst einfache Aufgaben wie das Zubereiten von Mahlzeiten oder das Anziehen an Tagen mit besonders starken Nebenwirkungen kaum bewältigt werden können. Ebenso kann eine Bestrahlung zu Hautreizungen, Schmerzen und anhaltender Müdigkeit führen, wodurch selbst längeres Sitzen oder Stehen für die Betroffenen schwierig wird.

So beantragen Sie einen Pflegegrad

  1. Antragstellung: Stellen Sie bei Ihrer Pflegekasse einen Antrag. Dies kann formlos erfolgen, etwa telefonisch oder schriftlich.
  2. Begutachtung durch den Medizinischen Dienst (MD): Ein Gutachter besucht Sie, um Ihren Pflegebedarf zu ermitteln. Dokumentieren Sie im Vorfeld alle Einschränkungen, die durch die Erkrankung entstehen.
  3. Einstufung: Die Pflegekasse entscheidet auf Basis des Gutachtens, ob und welcher Pflegegrad bewilligt wird. Sollte der Antrag abgelehnt werden, besteht die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen.

Beispiele: Pflegegrad, ja oder nein?

Patient 1: Pflegegrad bewilligt

Herr Müller, 65 Jahre alt, erhält eine Chemotherapie aufgrund eines fortgeschrittenen Darmkrebses. Durch die Behandlung leidet er unter starker Erschöpfung, Übelkeit und häufigen Infektionen. Herr Müller ist nicht mehr in der Lage, alleine zu kochen, sich zu waschen oder längere Zeit zu stehen. Seine Ehefrau muss ihm bei der Körperpflege helfen und übernimmt sämtliche Haushaltstätigkeiten. Nach der Begutachtung durch den Medizinischen Dienst wird ihm Pflegegrad 3 zuerkannt, da seine Selbstständigkeit in mehreren Bereichen erheblich eingeschränkt ist.

Patient 2: Kein Pflegegrad bewilligt

Frau Schmidt, 58 Jahre alt, wurde mit Brustkrebs diagnostiziert. Nach einer erfolgreichen Operation und Bestrahlung hat sie zwar vorübergehend mit Müdigkeit und leichten Konzentrationsproblemen zu kämpfen, kann jedoch alle alltäglichen Aufgaben selbstständig bewältigen. Sie benötigt keine Unterstützung bei der Körperpflege, beim Kochen oder im Haushalt. Bei der Begutachtung kommt der Medizinische Dienst zu dem Schluss, dass keine Pflegebedürftigkeit im Sinne der Pflegeversicherung vorliegt, und der Antrag wird abgelehnt.

Leistungen im Detail

Ein Pflegegrad bietet eine Vielzahl von Unterstützungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Krebspatienten zugeschnitten sein können. Diese Leistungen helfen nicht nur dabei, körperliche Einschränkungen zu bewältigen, sondern erleichtern auch die Organisation des Alltags und entlasten Angehörige nachhaltig. Diese Unterstützungen sind besonders wichtig, da Krebspatienten oft mit außergewöhnlichen Herausforderungen konfrontiert sind, die eine umfassende und individuell angepasste Betreuung erfordern:

  • Pflegegeld: Falls die Pflege durch Angehörige übernommen wird, zahlt die Pflegekasse einen monatlichen Betrag.
  • Pflegesachleistungen: Professionelle Pflegedienste unterstützen bei Aufgaben wie der Medikamentengabe, Wundversorgung oder Körperpflege.
  • Hilfsmittel und Wohnraumanpassung: Von Pflegebetten bis zu Rollstühlen – die Pflegekasse stellt notwendige Hilfsmittel zur Verfügung. Umbauten, wie der Einbau einer barrierefreien Dusche, können ebenfalls gefördert werden.
  • Entlastungsleistungen: Haushaltshilfen, Einkaufsdienste oder Betreuungsangebote können das Leben erleichtern.
  • Kurzzeitpflege: Sollte die Betreuung vorübergehend nicht möglich sein, können Krebspatienten in einer Pflegeeinrichtung untergebracht werden.
  • Tagespflege: Eine teilstationäre Betreuung, bei der Betroffene tagsüber in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden, kann für Entlastung sorgen.

Zusätzliche Tipps zur Antragstellung

Eine Krebserkrankung bringt oft komplexe Situationen mit sich. Nutze die Unterstützung von Sozialdiensten oder Beratungsstellen, um den Antrag optimal vorzubereiten. Die Deutsche Krebsberatungsstelle (0800 420 30 40) und die Deutsche Krebshilfe bietet hier wertvolle Hilfe.

Warum ein Pflegegrad so wichtig ist

Eine Krebserkrankung stellt nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für ihre Angehörigen eine enorme Belastung dar. Der Pflegegrad ist ein wichtiges Instrument, um notwendige Hilfe und finanzielle Unterstützung zu erhalten. Stellen Sie so früh wie möglich einen Antrag, damit Sie und Ihre Familie die Unterstützung erhalten, die Sie brauchen. Häufige Fehler wie das Vergessen wichtiger Unterlagen oder eine ungenaue Darstellung des Pflegebedarfs können dazu führen, dass der Antrag abgelehnt wird. Nutzen Sie die Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen. Eine frühzeitige Planung und die richtige Beratung können den Unterschied machen und Ihnen helfen, die bestmögliche Unterstützung zu erhalten.


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