Allein im Pflegeheim: So bleiben Sie trotz Corona in Kontakt

In fast allen Alten- und Pflegeheimen in Deutschland herrscht wegen des Coronavirus strenges Besuchsverbot. Für viele Bewohner und ihre Angehörigen und Freunde ist das nur schwer auszuhalten. Besonders wichtig ist es jetzt, den Kontakt auf anderen Wegen aufrechtzuerhalten. Möglichkeiten gibt es viele. Angehörige sollten darauf achten, was Heimbewohnern besonders hilft und gleichzeitig das Pflegepersonal nicht zusätzlich belastet.

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Seniorin schaut aus dem Fenster
© De Visu/www.shutterstock.com

Das obligatorische Telefonat einmal pro Woche ist in der aktuellen Ausnahmesituation entschieden zu wenig, um Bewohnern von Pflege- und Altenheimen in ihrer Isolation zu helfen. Angehörige und Freunde sollten jetzt besondere Maßnahmen ergreifen, um mit Pflegebedürftigen in Kontakt zu bleiben. Denn das Coronavirus birgt nicht nur Risiken für die körperliche Gesundheit. Auch die Psyche kann deutlich darunter leiden. Ängste und Sorgen machen sich besonders bei Personen aus den Risikogruppen breit. Die soziale Isolation und das Alleinsein machen dies nur noch schwerer zu ertragen.

In Kontakt bleiben – aber bitte nach Vorschrift

Mit ein paar einfachen Tipps können Angehörige und Freunde trotz der schwierigen Situation Mut und Freude verbreiten und pflegebedürftigen oder älteren Personen das Gefühl geben, nicht allein zu sein. Wichtig ist dabei, dass Hygienevorschriften und (direkte) Kontaktsperren eingehalten werden. Außerdem sollte das Pflegepersonal nicht in Kontakt-Aktionen einbezogen oder von ihnen behindert werden. Die ohnehin überlasteten Pflegekräfte stehen mit der Coronakrise vor einer ganz neuen Herausforderung – ihre Arbeit sollte nicht zusätzlich erschwert werden.

Mit diesen Tipps bleiben Sie in Verbindung

Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um miteinander in Kontakt zu kommen. Telefonieren, Chatten, Briefe schreiben, Pakete schicken, kleine Geschenke machen, am Pflegeheim vorbeigehen und winken – diese Beispiele zeigen, dass die Kommunikation während der Coronakrise keineswegs eintönig sein muss. Eine Kombination aus all diesen Möglichkeiten ist besonders hilfreich für isolierte Menschen, weil sie Abwechslung und kleine Überraschungen verspricht.

Übrigens: Die folgenden Tipps gelten nicht nur für Menschen im Pflege- oder Altenheim. Auch ältere Menschen, die noch zu Hause wohnen, müssen sich im Alltag stark einschränken, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. Sie gehen nur noch vor die Tür, wenn es sich nicht vermeiden lässt und haben deutlich weniger soziale Kontakte. Auch Senioren, die noch fit sind, freuen sich deshalb mit Sicherheit über kleine Aufmerksamkeiten.

1. Öfter telefonieren

Wenn Ihr Angehöriger die Möglichkeit hat, zu telefonieren, sollten Sie das ausnutzen. Telefonieren Sie am besten täglich oder auch mehrmals am Tag. Feste Zeiten, die Sie vereinbaren, geben dem Tag eine Struktur und schaffen Vorfreude. Aber auch zusätzliche Überraschungsanrufe sind sicherlich willkommen und bringen Abwechslung in den Tag. Sprechen Sie vor allem über persönliche Dinge. Nicht jeden Tag hat man etwas Spannendes zu berichten. Darauf kommt es aber auch gar nicht an. Viel wichtiger ist, dass Sie Ihren Angehörigen an Ihrem Leben teilhaben lassen und ihm das Gefühl von Zugehörigkeit vermitteln. Vertreiben Sie sich zum Beispiel die Corona-Zeit mit neuen Rezepten oder Gartenprojekten? Prima, dann halten Sie doch Ihren Angehörigen darüber auf dem Laufenden, fragen Sie nach seiner Meinung oder holen Sie Ratschläge und Tipps ein – davon profitieren Sie beide.

Unser Tipp: Wenn es auf dem Zimmer kein Telefon gibt, lohnt es sich vielleicht, Ihrem Angehörigen ein einfaches Handy zu schenken. Alte Modelle ohne Touchscreen gibt es für wenig Geld und sie gleichen in der Bedienung einem normalen schnurlosen Telefon. Viele ältere Menschen sind in der Lage, damit umzugehen. Auf diese Weise steht dem täglichen Telefonat nichts im Wege.

2. Videotelefonie ausprobieren

Über verschiedene Programme wie Skype oder FaceTime ist die Videotelefonie möglich. Auch über WhatsApp lässt sich per Videochat kommunizieren. Nur wenige Menschen in Pflege- oder Altersheimen sind in der Lage, mit diesen Programmen umzugehen. Doch wer technisch affin ist und ein Handy mit Internetzugang besitzt, findet im Videochat eine willkommene Abwechslung zum normalen Telefonat. Seine Lieben nach langer Zeit endlich mal wiederzusehen und anzulächeln, kann Balsam für die Seele sein.

Unser Tipp: Manche Heime bieten Videotelefonie für Bewohner an. Fragen Sie am besten nach, ob es auch in der Einrichtung Ihres Angehörigen einen solchen Service gibt.

3. Briefe schreiben

Natürlich gibt es auch Angehörige, die nicht mit dem Handy umgehen können oder auch mit dem Telefon ihre Probleme haben. Hier bietet es sich an, während der Kontaktsperre Briefe zu schreiben. Auch hier gilt: Je ausführlicher und persönlicher, desto besser. Schreiben Sie alles auf, was Ihnen einfällt. Stellen Sie Fragen und ermutigen Sie Ihren Angehörigen, zurückzuschreiben. Greifen Sie auch gemeinsame Erinnerungen auf und verleihen Sie ihnen einen positiven Klang. Fragen Sie zum Beispiel, ob Ihr Angehöriger sich noch daran erinnert, wie schön das Weihnachtsfest letztes Jahr war. Gehen Sie im gleichen Zuge darauf ein, dass es nächstes Jahr bestimmt wieder genauso toll wird.

Auch, wenn sie regelmäßig telefonieren, bieten sich gelegentliche Briefe an. Sie können aufbewahrt, angeschaut, angefasst und erneut gelesen werden. Damit vermitteln sie immer wieder ein positives Gefühl.

Unser Tipp: Haben Sie keine Angst, Ihren Angehörigen über den Brief anzustecken. Achten Sie einfach darauf, dass Sie sich vor dem Verfassen des Briefes vernünftig die Hände waschen. Husten und niesen Sie währenddessen nicht auf den Brief oder in Ihre Hände. Wenn Sie ganz sichergehen wollen, werfen Sie den Briefumschlag persönlich in den Postkasten des Heims.

4. Fotos und selbstgemalte Bilder schicken

Nach einer Zeit haben Sie am Telefon vielleicht nicht mehr viel zu erzählen. Auch das Verfassen von langen Briefen fällt dann schwer. Kein Grund, den Kontakt zu reduzieren: Schicken Sie statt eines Briefs doch einfach eine bunte Karte an Ihren Angehörigen. Auch Fotos sind eine schöne Alternative, von der Ihr Angehöriger lange etwas hat. Es können Fotos von Früher sein, aber auch neue Aufnahmen von alltäglichen Dingen. Dokumentieren Sie zum Beispiel das Familienleben. Auch Enkelkinder könne ihren Teil beitragen: Selbstgemalte Bilder kommen von Herzen und tun dem Herzen gut.

6. Kleine Geschenke machen

Wie heißt es doch so schön: Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft. Verschicken Sie deshalb bei Gelegenheit nicht nur einen Briefumschlag, sondern auch mal ein kleines Päckchen. Wie wäre es zu Weihnachten zum Beispiel mit ein paar bunten Süßigkeiten oder schöner Weihnachtsdekoration? Auch selbstgemachter Kuchen kann beim Pflegeheim für Ihren Angehörigen abgegeben werden, ebenso wie ein selbst gepflückter Blumenstrauß aus dem Garten.

Rezept: Selbstgemachte Apfel-Glühwein-Marmelade als Geschenk

Auch Dinge, mit denen Ihr Angehöriger sich beschäftigen kann, sind immer willkommen. Eine CD mit den Lieblingsliedern, Zeitschriften, Bücher oder Rätselhefte bieten sich an. Kleine Geschenke wie diese, die wenig Aufwand und Kosten verursachen, können in der aktuellen Lage eine ganz besondere Freude sein.

7. Wenn möglich auch E-Mails und WhatsApp nutzen

Viele der oben genannten Tipps sind auch per E-Mail oder WhatsApp möglich – vorausgesetzt, Ihr Angehöriger ist ohnehin online unterwegs. Nicht auf jeden trifft das zu, doch wer dazu die Möglichkeit hat, sollte sie unbedingt nutzen. Über diese Kanäle können Sie sowohl ausführliche als auch kurze Nachrichten schreiben und Fotos verschicken. Auch selbstgemalte Bilder von den Enkeln lassen sich einscannen oder abfotografieren und versenden. Über WhatsApp sind Sprachnachrichten möglich. Sie können auch Videos aufnehmen und verschicken. Wer all das kombiniert, vermittelt ein starkes Gefühl von Zugehörigkeit und kann den Alltag im Pflegeheim deutlich verschönern.

8. Am Pflegeheim vorbeigehen

Hat Ihr Angehöriger im Pflegeheim einen Balkon oder ein Fenster? Dann vereinbaren Sie doch ab und zu ein Treffen „auf Abstand“. Stellen Sie sich draußen vor das Heim, während Ihr Angehöriger am offenen Fenster steht. Winken und lächeln Sie sich zu oder reden Sie ein wenig, wenn es möglich ist. Beachten Sie dabei aber immer einen ausreichend großen Sicherheitsabstand!


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