Reha nach Corona oft unterschätzt: Darum kann sie wichtig sein

Manche Menschen scheinen eine Infektion mit dem Coronavirus ganz leicht wegzustecken. Andere haben mit Spätfolgen zu kämpfen – und das teilweise stark. Trotzdem werde nach einer Corona-Erkrankung nur selten an eine Reha gedacht, wie die ÄrzteZeitung berichtet. Die Wichtigkeit einer Anschlussheilbehandlung werde oft unterschätzt.

29.03.2021
  • Lesezeit ca. 3 Minuten
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    29.03.2021
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Senior hält einen kleinen Ball in der Hand
© Matthias Zomer/www.pexels.com

Betroffene und deren Ärzte denken nur selten an eine Reha nach einer Corona-Erkrankung. Nach Angaben der ÄrzteZeitung wüssten viele Patienten nicht, dass sie nach einer überstandenen Infektion eine Anschlussheilbehandlung bei der Rentenversicherung beantragen können. Das gelte zum Beispiel für Menschen, deren Erwerbsfähigkeit wegen der Erkrankung und der Folgeschäden gefährdet ist. „Manche [Patienten] werden in der Klinik darauf hingewiesen, einige auch bei ihrem weiterbehandelnden Arzt. Oft aber sind alle Beteiligten so erleichtert, COVID-19 überstanden zu haben, dass die Weiterbehandlung in einer Reha-Klinik unterbleibt“, heißt es in dem Bericht. Die Aufmerksamkeit für das Thema Reha nach Corona-Erkrankung müsse Experten zufolge erhöht werden.

Folgeschäden richtig einschätzen

Eine Infektion mit dem Coronavirus setze dem Körper gleich mehrfach zu: Nicht nur die Lunge, sondern beispielsweise auch Herz und Nieren können darunter leiden. Die Folgeschäden seien dabei oft höher, als viele Patienten eingestehen wollen. „Nicht jedem der genesenen Patienten gelingt nach Einschätzung der Ärzte das Eingeständnis, dass sich der frühere Gesundheitszustand ohne weitere Unterstützung gar nicht oder nur sehr langsam wieder herstellen lässt“, berichtet die ÄrzteZeitung. Um manche Fähigkeiten zurückzuerlangen, sei Geduld gefragt. Patienten, die zum Beispiel eine Lungenembolie erlitten haben, hätten noch Wochen später mit Atemnot zu kämpfen. Ein Umstand, der oft in der Nachbehandlung keine Berücksichtigung finde.

Auch psychische Folgeschäden zählen

Nicht nur der Körper leidet unter einer Corona-Erkrankung. Eine Infektion kann auch erheblichen Einfluss auf die Psyche haben. Verlustängste oder das Gefühl, plötzlich gealtert zu sein, könnten sich zum Beispiel einstellen. Ebenso spielen Quarantäne und Distanzregeln für die psychische Gesundheit eine Rolle. Auch solche Auswirkungen können in der Anschlussheilbehandlung thematisiert und behandelt werden.

Der WDR hat im Zuge einer Reportage Patienten bei der Reha nach Corona begleitet. Deutlich wird hier, dass die Reha vor allem auch den Umgang mit langfristigen Problemen erleichtern kann: „Gott sei dank habe ich gelernt, wie ich dann so in Momenten, wo ich merke ich krieg keine Luft oder schlecht Luft, wie ich dann atmen soll, um halt das ein bisschen wieder zu relativieren. Dass ich nicht gleich wieder in eine Panik verfalle […]“, berichtet eine Patientin in der Reportage.

Ein anderer Patient musste das Atmen völlig neu erlernen. Die Corona-Erkrankung habe er zwar überstanden, doch gesund sei er noch lange nicht. „Eins der Probleme, die ich hatte, ist dieses Sprechen und das Atmen“, erzählt der Patient schwer atmend. „Das ist ja für uns selbstverständlich und das war plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Nach zwei, drei, vier Minuten Reden konnte ich nicht mehr reden, weil halt ich mich konzentrieren musste auf die Atmung.“ Das Virus habe nicht nur die Lunge geschädigt, sondern auch Gehirn und Nerven. Der Patient mache sich Sorgen, was das mit dem Kopf anrichtet. Er habe zu Hause versucht Sudoku zu lösen, es sei ihm aber nicht gelungen. Logische Abläufe, die er kannte, habe er nicht mehr geschafft.

Gezielte Corona-Reha in Heiligendamm

Die Median Klinik in Heiligendamm bietet ein Rehaprogramm speziell für „Long-Covid-Patienten“ an. Unter Leitung von Dr. Jördis Frommhold wurden Methoden entwickelt, die schon über 60 Patienten helfen konnten. Dr. Frommhold berichtet, dass die spezielle Reha auch bei anderen Ärzten und sogar beim Gesundheitsamt für Interesse sorge.

Die vollständige Reportage „Reha nach Corona: Der lange Weg zurück“ können Sie hier in der ARD-Mediathek anschauen.

Deutsche Rentenversicherung weist auf bundesweites Angebot hin

Obwohl es keine einheitlich anerkannte „Covid-19-Rehabilitation“ gibt, weist die Deutsche Rentenversicherung darauf hin, dass eine Reha dennoch bundesweit möglich ist.

Auf der Webseite der Deutschen Rentenversicherung heißt es:

„Das Beschwerdebild nach Covid-19 ist sehr vielfältig. So können pneumologische, kardiologische, neurologische oder psychische Erkrankungen die Folge sein. Ist hierdurch die Erwerbsfähigkeit der Versicherten gefährdet, bietet die Deutsche Rentenversicherung für alle Krankheitsbilder passende Rehabilitationsleistungen an, sei es in Form einer Anschlussrehabilitation nach einem Krankenhausaufenthalt oder in Form einer Rehabilitation im normalen Antragsverfahren.

Bundesweit bieten die Reha-Kliniken ein breites Behandlungsspektrum für diverse Krankheitsbilder an, die Folge von Covid-19 sein können. Zu einer Behandlung können unter anderem Kranken- und Atemgymnastik oder Ausdauer- und Krafttraining zählen. Angebote aus der Psychotherapie stehen ebenfalls zur Verfügung.“


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